Teams sind in der heutigen, immer komplexer werdenden Geschäftswelt zur grundlegenden Organisationseinheit geworden. Ob in Start-ups oder multinationalen Unternehmen, in gemeinnützigen Organisationen oder in Fertigungsbetrieben – die Zusammenarbeit in Teams ist unerlässlich, um Arbeit zu erledigen. Keine Frage, effektive Teamarbeit steigert Leistung, Innovation und das Engagement der Beschäftigten.
Aber was macht ein gutes (IT-)Team wirklich aus? Warum schneiden einige Teams hervorragend ab, während andere straucheln, selbst wenn die Mitglieder auf dem Papier alle Profis sind? Faszinierende neue Untersuchungen, die auf Daten und Technologie basieren, enthüllten 2012 die Wissenschaft, die der Kunst der Teameffektivität zugrunde liegt.
Fortschritte in der Sensorik und Datenanalyse haben es ermöglicht, genau zu verfolgen, wie Menschen in Teams interagieren. MIT-Forscher des Human Dynamics Labs haben Teams in verschiedenen Branchen mit elektronischen Badges ausgestattet, um die Kommunikation zu verfolgen. Dabei quantifizierten sie Kommunikationsmuster, das Energieniveau und die ungeschriebenen Regeln, die den Erfolg eines Teams bestimmen. Obwohl Teams heute mit neuen Möglichkeiten und Herausforderungen konfrontiert sind, gelten diese Grundlagen nach wie vor.
Diese neue Wissenschaft der Teamarbeit bietet praktische Lektionen für Führungskräfte, die erfolgreiche Teams aufbauen wollen. Daten decken Dynamiken auf, die durch Erfahrung allein nicht erkannt werden können. In Verbindung mit der Konzentration auf dauerhafte Prinzipien können Daten die entscheidenden zwischenmenschlichen Zutaten großer Teams optimieren.
Auch Google startete im Jahr 2012 eine Initiative mit dem Codenamen “Project Aristotle". Der Projektleiter Abeer Dubey versammelte dazu einige der besten Leute aus Statistik, Organisationspsychologie, Soziologie, Forschung und Ingenieurwesen des Unternehmens. Die Ergebnisse dieses Projektes sind nicht weniger interessant als die MIT-Erkenntnisse. Schauen wir uns das im Einzelnen an und was der allgemeine Tenor in puncto Teamwork noch aussagt.
Die Grundlagen – Richtung, Struktur, Kontext
Die jahrzehntelange Forschung (beginnend mit J. Richard Hackman in den 1970er Jahren) im Bereich des Organisationsverhaltens zeigt, dass es für die Effektivität von Teams drei "günstige Bedingungen" gibt:
Überzeugende Richtung
Teams vereinigen sich um einen gemeinsamen Zweck und gemeinsame Ziele. Die Definition des Auftrags, der Ziele und der Strategien des Teams gibt diese Richtung vor. Wenn sich das Team nicht einig ist, wohin es gehen soll, gibt es keinen Fahrplan für den Weg dorthin. Unklarheit führt zu Verwirrung und Zersplitterung. Dagegen kanalisiert eine überzeugende Richtung die Energie des Teams.
Starke Struktur
Normen für Kommunikation, Rollen und Arbeitsabläufe legen die Struktur eines Teams fest. Wer spricht wann in Meetings? Wie werden Entscheidungen getroffen? Haben die Mitglieder bestimmte Verantwortlichkeiten? Eine solide Struktur begünstigt die Koordination. Die Teammitglieder verstehen die Erwartungen und Interaktionen. Die Struktur schafft ein Gleichgewicht zwischen Flexibilität und Effizienz.
Unterstützender Kontext
Die Umgebung prägt den Kontext. Führungskräfte stellen Ressourcen, Ermutigung und Prioritäten bereit. Die Unternehmenskultur steuert derweil Erwartungen und Normen bei. Der Kontext ist das Ökosystem, in dem das Team arbeitet und Möglichkeiten ermöglicht oder einschränkt. Die Förderung des Kontexts beseitigt Hindernisse, damit das Team gedeihen kann.
Wenn Sie bewusst Richtung, Struktur und Kontext aufbauen, schaffen Sie eine zuverlässige Grundlage für Gruppenzusammenhalt und Leistung. Auch wenn die Teams immer flexibler und digitaler werden, haben diese Grundlagen Bestand. Sie sind notwendige, aber unzureichende Zutaten, die das Fundament für das wichtigste Element bilden: die Kommunikation.
Die kritische Rolle der Kommunikation
Kommunikation ist das Lebenselixier von Teams. Im Grunde von Allem, bei dem Menschen zusammenkommen. Überraschende neue Forschungen, die Sensortechnologie und Datenanalyse einsetzen, zeigen, dass das Zusammenspiel der Mitglieder eines Teams mehr zum Erfolg beiträgt als alle anderen Faktoren – einschließlich individueller Eigenschaften wie Intelligenz, Persönlichkeit oder Fähigkeiten.
Die MIT-Studie unterstreichen drei Schlüsseldimensionen:
Energie - die Anzahl und Art der Interaktionen zwischen den Mitgliedern des Teams. Die wertvollsten Formen der Kommunikation sind persönliche Gespräche oder Videokonferenzen. Die Intimität der Körpersprache, der Augenkontakt und die stimmlichen Signale sorgen für energiereiche Interaktionen. E-Mail, Textnachrichten und asynchrone Kommunikation sind am wenigsten anregend. Daher kann eine Flut von E-Mails niemals die Energie eines Live-Gesprächs wiedergeben.
Engagement - die Verteilung der Energie im Team. Ist die Beteiligung relativ gleichmäßig und leisten alle Mitglieder einen Beitrag? Oder dominieren einige Mitglieder, während andere nahezu stumm sind? Unausgewogene Kommunikationsmuster führen dazu, dass das Engagement leidet, wenn Einzelne oder Untergruppen vom breiteren Dialog abgekoppelt sind. Zersplitterung ist die Folge von Engagementlosigkeit.
Exploration - Energie zwischen dem Team und externen Quellen. Der Input von anderen Teams oder Gruppen bietet neue Perspektiven, die die Kreativität anregen. Eine übermäßige Erkundung auf Kosten des internen Engagements kann jedoch zu einer Fragmentierung innerhalb des Teams führen. Doch es existiert ein optimales Gleichgewicht zwischen externer Erkundung und internem Engagement.
Analysen von leistungsstarken Teams in verschiedenen Branchen bestätigen mehrere erkennbare Kommunikationssignaturen:
- Relativ gleiche Redezeit, Zuhören und prägnante Beiträge in Meetings
- Einander zugewandt sein, um den Energiefluss durch nonverbale Signale zu maximieren
- Direkter Kontakt von Mitglied zu Mitglied und nicht nur über die Hierarchie
- Nebengespräche jenseits formeller Meetings, um Beziehungen aufzubauen
- Einholung externer Informationen und gleichzeitig Sicherstellung des internen Zusammenhalts
Die Google Studie Project Aristotle unterstreicht weiterhin die psychologische Sicherheit als eine entscheidende Norm, die durch Kommunikationsmuster ermöglicht wird. Teamkollegen fühlen sich sicher, Risiken einzugehen und verletzlich zu sein, wenn durch ausgewogene Kommunikation Vertrauen, gegenseitiger Respekt und Fürsorge entstehen. Führungskräfte prägen diese Normen.
Generative Kommunikation schafft ein Gleichgewicht zwischen konstruktiver Debatte und psychologischer Sicherheit. Teams stagnieren, wenn es zu viel Harmonie oder Uneinigkeit gibt. Mit Hilfe von Daten lassen sich ungesunde Extreme aufdecken. Fähigkeiten sind zwar wichtig, aber ein Team kann sein Potenzial nur dann ausschöpfen, wenn die Mitglieder auf eine Weise kommunizieren, die psychologische Sicherheit und Gruppenfluss erzeugt.
Eine gemeinsame Denkweise etablieren
Aufbauend auf den Grundlagen (Richtung, Struktur, Kontext), haben Martine Haas und Mark Mortensen herausgefunden, dass die heutigen Teams besonders anfällig für zwei korrosive Probleme sind: "Wir-gegen-die"-Denken und unvollständige Informationen. Die Überwindung dieser Fallstricke erfordert eine neue Voraussetzung: eine gemeinsame Denkweise.
Projekt Aristoteles hat gezeigt, dass eine gemeinsame Denkweise ein wesentlicher, aber schwer fassbarer Faktor für den Erfolg eines Teams ist. Selbst wenn es eine Struktur und eine überzeugende Richtung gibt, hemmt eine zersplitterte Denkweise den Fortschritt.
Das "Wir-gegen-die"-Denken und die Arbeit mit unvollständigen Informationen behindert eine gemeinsame Denkweise. Silos, Verwirrung und Misstrauen entstehen, wenn die Denkweise falsch ausgerichtet ist. Ein Team kann sich zwar über seinen Auftrag einig sein, aber bei der Ausführung nicht übereinstimmen, wenn die Perspektiven uneinheitlich sind.
Es sind wieder die Führungskräfte, die eine entscheidende Rolle bei der Förderung einer gemeinsamen Denkweise spielen durch folgende Aspekte:
- Förderung einer gemeinsamen Identität und eines gemeinsamen Ziels unter den Mitgliedern, um Bindungen aufzubauen
- Erleichterung des gegenseitigen Verständnisses von Teamzielen, -normen, -strategien und -rollen
- Einsatz von Techniken wie "strukturierte unstrukturierte Zeit", um sozialen Zusammenhalt zu schaffen
- Silo-Mentalität entgegenwirken, indem man Teams miteinander verbindet und Überschneidungen verdeutlicht
- Vorleben von Verhaltensweisen, die Empathie, psychologische Sicherheit und Inklusion demonstrieren
Eine gemeinsame Denkweise zeichnet sich durch "kollektive Intelligenz" aus - die Synthese diverser Perspektiven. Diese entsteht, wenn die Kommunikationsmuster ein hohes Maß an psychologischer Sicherheit und Engagement aufweisen. Mit einem gemeinsamen Ziel und offener Interaktion kann das Team eine Fülle von Wissen integrieren.
Weiterhin ist eine gemeinsame Denkweise nicht gleichbedeutend mit Homogenität oder Gruppendenken. Die Mitglieder können unterschiedliche Meinungen und Hintergründe haben und fühlen sich dennoch mit der Identität des Teams verbunden. Eine gemeinsame Denkweise fördert eine konstruktive Debatte, die auf Vertrauen und nicht auf Konformität beruht.
Führungskräfte müssen proaktiv die Kommunikationsnormen gestalten und die Richtung vorgeben, um eine gemeinsame Denkweise zu schaffen. Fehlt sie, kommt es zu Koordinationsproblemen und zwischenmenschlichen Spannungen. Psychologische Sicherheit ist der Kitt, der die Mitglieder durch gemeinsame Ziele und Werte zusammenhält.
Wichtige Erkenntnisse für Führungskräfte
Nachdem wir uns der Herausforderung von idealen Teams psychologisch angenähert haben, wollen wir abschließend praktische Tipps für die Zusammenstellung eines idealen IT-Teams zusammenstellen.
Teamgröße ans Projekt anpassen
Je größer das Team, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass alle an einem Strang ziehen. Jeff Bezos (Amazon) hat die berühmte “2-Pizza-Regel” eingeführt, die besagt, dass Teams von 2 Pizzen satt werden sollen – das heißt, Teams bestehen aus 5-8 Leuten. Das ist eine brauchbare Faustregel – aber es hängt natürlich immer vom Projektumfang ab. Wichtig ist, dass die Arbeit auf alle Mitglieder gut verteilt wird, damit sich Motivation, Momentum und auch die gegenseitige Unterstützung verbreiten können.
Schaffen Sie Klarheit bei der Aufgaben- und Verantwortungsverteilung
Bei der Zuweisung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten beschränken sich viele Führungskräfte lediglich auf die reine Funktionsbeschreibung der Angestellten. Doch die eigentliche Bedeutung und der Mehrwert eines Teammitglieds gehen oft über diese Beschreibung hinaus.
In einem erfolgreichen Team sind die Aufgaben und Verantwortlichkeiten der einzelnen Mitglieder eng miteinander verknüpft. Jedes Teammitglied sollte genau wissen, was von ihm erwartet wird und welche Beiträge es von den anderen Teammitgliedern erwarten kann. Dadurch entsteht ein transparentes Gesamtbild, das die Fachkenntnisse, das Wissen, die Kompetenzen und die Fähigkeiten aller Teammitglieder optimal zum Einsatz bringt.
Denken Sie auch daran, dass die Verteilung der Aufgaben und Verantwortung nicht statisch sein sollte. Es ist sinnvoll, regelmäßig zu überprüfen, ob die aktuellen Rollen und Verantwortlichkeiten noch effektiv sind und ob möglicherweise Anpassungen vorgenommen werden sollten.
Balance von Fähigkeiten und Kompetenzen
In der IT ist es natürlich zunächst entscheidend, Teammitglieder an Bord zu haben, die ein tiefgreifendes Verständnis für das jeweilige Fachgebiet mitbringen, an dem das Team arbeitet. Dies sind spezifische technische Fähigkeiten oder detailliertes Fachwissen. Es hilft, wenn sich gewisse Fähigkeiten und Kompetenzen überschneiden – damit können Sie “Single Points of Failure" vermeiden, falls jemand aus dem Team erkrankt.
Des Weiteren ist mindestens ein Mitglied erforderlich, das unternehmerisch denkt - eine Person, die gut darin ist, zu organisieren, Entscheidungen zu treffen und ein Projekt zu initiieren und zu leiten. In hierarchischen Teams ist das klassisch der Projektleiter oder die Projektleiterin.
Soziale Kompetenzen a.k.a. Soft Skills
Wir haben im Vorfeld die kritische Rolle der Kommunikation identifiziert. Deswegen brillieren die besten Teams in diesem Bereich, das bedeutet, die Mitglieder bringen eine höhere soziale Kompetenz mit. Es ist auch möglich, einen Mangel personell auszugleichen – die MIT-Studie bezeichnet die idealen Teamplayer als “Charismatic Connectors”. Diese Angestellten können sowohl Teammitglieder als auch externe Parteien zusammenführen und ihnen den Weg zu einem gemeinsamen Ziel aufzeigen. Das MIT Lab geht sogar so weit, die Präsenz dieser Charaktere mit monetärem Erfolg numerisch zu messen.
Darüber hinaus sollten Sie auch andere wichtige Eigenschaften in Betracht ziehen, die zur Teamdynamik beitragen können. Dies umfasst neben den Kommunikationsfähigkeiten beispielsweise Kreativität, Problemlösungskompetenz und Teamwork. Ein ausgewogenes Spektrum an Persönlichkeiten und Fähigkeiten trägt dazu bei, dass das Team sich gegenseitig ergänzt und gemeinsam bessere Ergebnisse erzielt.
Bei der Zusammenstellung eines IT-Teams ist es ebenfalls wichtig, nicht nur auf die individuellen Fähigkeiten zu achten, sondern auch auf die Potenziale und Stärken jedes Teammitglieds. Menschen können sich weiterentwickeln und neue Fähigkeiten erlernen, daher sollten Sie auch Raum für persönliches Wachstum und Weiterbildung innerhalb des Teams schaffen.
Die Kraft der Vielfalt
McKinsey nennt es “Diversity wins”. Auch unsere Partner von CareerTeam beschreiben “die zahlreichen Vorteile einer diversen Belegschaft.” Um das ideale IT-Team zusammenzustellen, ist die Entscheidung auf Vielfalt und Diversität zu setzen mit erfolgsversprechenden Vorteilen belegt, wie:
- Förderung von Kreativität und Innovation
- Verbesserte Problemlösungsfähigkeiten
- Bessere Personalbindung und Loyalität
- Breiteres Spektrum an Sichtweisen
Ein ideales Team zeichnet sich oft durch Vielfalt aus. Der größte Vorteil dieser Vielfalt besteht darin, dass sie zu einer breiteren Wissensbasis führt. Dies erleichtert die Umsetzung neuer Ideen in Innovationen, Lösungen und Arbeitsweisen, die ein Unternehmen wirklich voranbringen. Und für einen endlosen Strom neuer Ideen.
Hierbei ist es wichtig, dass in einem vielfältigen Team ein inklusives und respektvolles Arbeitsumfeld geschaffen wird. Unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen sollten geschätzt und genutzt werden, um gemeinsam bessere Ergebnisse zu erzielen. Dies erfordert eine offene Kommunikation und die Bereitschaft, voneinander zu lernen.
Synergien durch ergänzende Teammitglieder schaffen
Vielfalt ist zweifellos bereichernd, doch es nützt wenig, wenn Teammitglieder sich nicht verstehen. Ein effektives Team zeichnet sich auch durch eine gute gegenseitige Ergänzung aus. Stellen Sie Teams zusammen, in denen sich die Persönlichkeiten, Hintergründe und Fähigkeiten der Mitglieder ergänzen. Um dies zu erreichen, können Sie beispielsweise neben dem Auswahlprozess auch Persönlichkeitstests einsetzen, um zu überprüfen, wie ein neues Teammitglied in das bestehende Team passt.
Ein anschauliches Beispiel hierfür ist das Prinzip der "3 Hs", das in der Tech-Welt verbreitet ist. Es besagt, dass jedes erfolgreiche Team einen Hacker, Hustler und Hipster braucht (manche fügen ein 4. H in Form des “Heros” oder “Hound” bei) Ein sich ergänzendes Team bedeutet jedoch nicht, dass alle Mitglieder einer Meinung sein müssen. Im Gegenteil, konstruktive Diskussionen und unterschiedliche Ansichten sind erwünscht, solange sie lösungsorientiert und zielführend sind.
Daneben können auch andere Aspekte wie Kommunikationsstile, Arbeitsmethoden und Denkweisen berücksichtigt werden, um ein ausgewogenes und produktives Teamumfeld zu schaffen. Die Fähigkeit, aus verschiedenen Blickwinkeln zu denken und gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln, steigert die Effektivität des Teams und fördert das gegenseitige Lernen und Wachstum.